Samstag, 7. April 2018

Ungebremst - IS -Terror in Deutschland von Marco Monetha und Stefan Schweizer

Spannende und erschütternde Doku-Fiktion über den Weihnachtsmarkt-Attentäter von Berlin

Der junge Asad al Issa lebt mit seiner Familie ein einfaches Leben in seiner Heimat Tunesien. Der junge Mann rutscht in die Kriminalität ab und nutzt die allgemeinen Unruhen in seinem Land und schließt sich dem Flüchtlingsstrom Richtung Europa an. Das Leben in der westlichen Welt zieht in magisch an. Er hat Visionen von freizügigen Frauen, moderner Musik und uneingeschränktem Drogen- und Alkoholkonsum. Doch seine Reise endet schon nach kurzer Zeit in Italien, auch hier wird Asad straffällig, muss sogar für mehrere Jahre ins Gefängnis. Dort radikalisiert er sich, wird zum Krieger des Islamischen Staats und begeht im Dezember 2016 das bis heute schwerste islamistische Attentat auf deutschem Boden…


„Ungebremst – IS-Terror in Deutschland“ hat mich vor allem deshalb besonders neugierig gemacht, weil ich beide Autoren und ihre Art zu schreiben sehr schätze. Marco Monethas Debüt-Thriller „ERIC“ hat mir unheimlich gut gefallen und auch der biografische Roman „Die Akte Baader“ von Stefan Schweizer war interessant und absolut lesenswert. Klar, dass ich mir ein gemeinsames Buch der beiden Autoren nicht entgehen lassen konnte. Ihre Doku-Fiktion ist faszinierend, beeindruckend und hat mich vollkommen überzeugt. 

Das Buch beginnt mit einer Einleitung und den tatsächlichen Fakten zum Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 durch den Attentäter Anis Amri. Aus Gründen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, wird aus Anis Amri in den belletristisch-fiktionalen Kapiteln der Fantasie-Charakter Asad al Issa. 

Der erste fiktionale Teil beginnt mit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Die letzten Stunden al Issas vor der furchtbaren Tat werden beleuchtet, Unterstützer und Freunde kurz in Szene gesetzt, die Gedanken und Visionen des Täters dargelegt. 

Danach gibt es einen Zeitsprung und man erfährt zunächst mehr über Asads einfaches Leben in Tunesien, über seine Flucht aus seiner Heimat, die ihn nach einer längeren Zeit in Italien über die Schweiz nach Deutschland führt, wo er schließlich das unfassbar schreckliche Attentat verübt.

Durch eine gekonnte Mischung von bekannten Tatsachen und erzählender Fiktion spiegeln Stefan Schweizer und Marco Monetha spannend und hochinteressant den kurzen Lebensweg des Attentäters wider. Einst war Asad ein tunesischer junger Mann voller Zukunftsvisionen und dem Wunsch nach einem Leben in der westlichen Welt, sein Leben endet jedoch als radikalisierter IS-Terrorist, mit nur 23 Jahren, erschossen von italienischen Polizisten. 

Währenddessen fühlt man sich als Leser immer sehr dicht am Geschehen, man verfolgt die Handlung aufmerksam und gebannt. Man stellt sich zwangsläufig immer wieder die Frage, wann und zu welchem Zeitpunkt in Asad al Issas Leben die Weichen falsch gestellt wurden und was aus ihm geworden wäre, hätte sein Leben einen anderen Verlauf genommen.

Ferner führt die Doku-Fiktion einem die Hintergründe der Geschehnisse rund um den Anschlag in Berlin nochmals vor Augen. Wo haben Politik und Polizei versagt, gab es tatsächlich eine Verstrickung des Geheimdienstes und hat in der Tat ein V-Mann des Landeskriminalamtes Kontakt zu Anis Amri gehabt und Islamisten zu Terroranschlägen angestachelt? Vermutungen und Spekulationen, die einem mehr als nachdenklich zurücklassen. 



Die Doku-Fiktion „Ungebremst – IS-Terror in Deutschland“ von Marco Monetha und Stefan Schweizer ist eine gelungene Mischung aus bekannten Fakten und Hintergründen zum Terroranschlag von Berlin im Jahr 2016 und belletristisch-fiktiven Passagen. Vor allem diese lassen interpretativen Spielraum und würzen das Buch mit fesselnder Spannung und gut dosiertem Nervenkitzel. Ein Muss für alle, die sich für islamistischen Terror, Attentäter und Bedrohungen interessieren, vor trockenen Sachbüchern aber immer zurückschrecken. 

„Ungebremst -IS-Terror in Deutschland“ hat mir packende Unterhaltung geboten, lässt aber auch die furchtbaren Bilder des Breitscheid-Anschlags nochmals vor dem geistigen Auge des Lesers aufleben und vor allem bietet es ausreichend Stoff zum Nachdenken. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.





Erscheinungsdatum Erstausgabe: 15.02.2018
Flexibler Einband 308 Seiten
Sprache: Deutsch

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