Sonntag, 18. Februar 2018

Die Akte Baader von Stefan Schweizer

Biografischer Roman über den Mitbegründer der RAF – Interessant und lesenswert

Der 1943 in München geborene Andreas Baader wächst ohne den im Krieg verschollenen Vater in einem Drei-Frauen-Haushalt auf. Obwohl Andreas als begabter Junge gilt, scheitern die Bemühungen seiner Mutter, seine schulischen und später beruflichen Probleme in den Griff zu bekommen. Baader fällt immer wieder durch gewalttätiges und kriminelles Verhalten auf. Schon in München rutscht der junge Mann in die Kriminalität ab und pflegt dort zwielichtige Kontakte. 

Später politisiert und radikalisiert er sich in West-Berlin. Mit der Kommune 1, den Kaufhausbrandstiftungen von 1968 und der späteren Gründung der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) wird Andreas Baader zum meist gesuchtesten Terroristen Deutschlands. In diesem biografischen Roman erzählt der Autor Stefan Schweizer die Geschichte des ehemaligen Staatsfeindes Nr. 1…


Die RAF. Schon seit meiner Schulzeit ein Thema, dass mich interessiert und immer wieder beschäftigt. Als Stefan Schweizer auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2017 sein Buch „Die Akte Baader“ angekündigt hat, war klar, dass ich diesen biografischen Roman unbedingt lesen muss. Dem Autor ist ein interessanter und lesenswerter Roman zwischen Fiktion und Realität gelungen. 

Anschaulich erzählt Stefan Schweizer die Lebensgeschichte von Andreas Baader von seiner Kindheit in München bis hin zu seinem Tod als deutscher Terrorist und Gründungsmitglied der RAF. Schweizer skizziert Baader nicht nur als die Figur, die als linksextremistischer Revolutionär fragwürdige Berühmtheit in Deutschland und darüber hinaus erlangte, sondern auch als Sohn, Vater und Lebensgefährte, kurzum, Baader war nicht nur Terrorist, sondern auch ein Mensch, der von Mutter und Freunden geliebt wurde.
Die Gratwanderung zwischen Realität und Fiktion gelingt dem Autor meines Erachtens gut. Hypothetische Dialoge und Szenen zeigen auf, wie Baaders Leben und Taten verlaufen sein könnten und was den Terroristen angetrieben und beschäftigt hat. Diese Passagen wechseln sich auflockernd mit den sachlichen und belegbaren Berichten über die RAF und Baader im Besonderen, ab. 

Andreas Baader war auf seine Weise eine schillernde Persönlichkeit. Stefan Schweizer beschreibt einen gewalttätigen und aufbrausenden Charakter, der Drogen und Alkohol in exzessivem Maße konsumiert hat. Baader war ein Mensch mit hohem Geltungsbedürfnis, egozentrisch und eitel, dem Macht und Kontrolle, vor allem in der RAF, über alles ging. Doch es gab auch eine ängstliche, nervöse und sorgenvolle Seite und ich glaube, dass seinerzeit in der Zelle in Stammheim ein gebrochener Andreas Baader gestorben ist. 


Stefan Schweizer konnte mit seinem biografischen Roman „Die Akte Baader“ definitiv bei mir punkten. Abwechslungsreich und anschaulich beschreibt er teils reelle, teils fiktive Szenen aus Baaders Leben. Auch die belegbare Geschichte der RAF und ihre Taten, die die Bundesregierung in den 1970er Jahren stark geprägt haben, finden Erwähnung. Auch heute noch sorgt die Rote Armee Fraktion für kontroverse Debatten. Viele ihrer Anschläge  blieben unaufgeklärt und nach drei RAF-Mitgliedern wird bis heute gefahndet. Stefan Schweizer sorgt mit seinem Buch auch dafür, dass die schrecklichen Taten der RAF nicht in Vergessenheit geraten. Von mir bekommt „Die Akte Baader“ eine klare Leseempfehlung.



Buchtitel: Die Akte Baader

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 07.02.2018
Flexibler Einband
Sprache: Deutsch

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