Sonntag, 31. Juli 2016

Totenlied von Tess Gerritsen


Zum  Inhalt:
Die erfolgreiche Violinistin Julia Andsdell hat während ihrer Romreise in einem Antiquitätengeschäft ein altes Notenbuch erstanden. Zu Hause entdeckt sie darin eine ihr völlig unbekannte handgeschriebene Walzerkomposition. Julia ist fasziniert von diesem Walzer, dessen schwermütige und aufwühlende Klänge sie komplett in ihren Bann ziehen. Doch es geschehen merkwürdige  und beängstigende Dinge, sobald Julia Andsdell die ersten Noten des Walzers auf ihrer Violine spielt. Es scheint, als würde die Melodie das Wesen von Julias dreijähriger Tochter Lily bösartig verändern. Julia ist mehr als beunruhigt, fast schon hat sie Angst vor ihrer Tochter. Doch niemand in ihrem persönlichen Umfeld will Julia ihre zugegeben unglaubliche Theorie glauben, nicht einmal ihr Mann Rob. Alle vermuten ein psychisches Problem Julias. Doch diese ist sich sicher, dass die unbekannte Walzerkombination ein schreckliches Geheimnis verbirgt. Um dem auf die Spur zu kommen, reist Julia nach Italien, auf der Suche nach den Wurzeln des geheimnisvollen Komponisten... 

Wow! Ich muss zugeben, ich war fest davon überzeugt, einen Rizzoli & Iles-Thriller in den Händen zu halten und war zuerst etwas enttäuscht,  als dem nicht so war. Doch die Enttäuschung war wirklich nur von ganz kurzer Dauer. Denn „Totenlied“ von Tess Gerritsen steht der bekannten Thriller-Reihe der Autorin in nichts nach, wenn man sich denn darauf einlassen will! Und ich wollte! In ihrem gewohnt flüssigen und spannenden Schreibstil erzählt Gerritsen in zwei Handlungssträngen zum einen die Geschichte von Julia und ihrer Liebe zur Musik und ihrer Familie und ihrer Suche nach den Ursprüngen der geheimnisvollen Walzerkombination.  Mit Julia hat die Autorin eine starke und sympathische Frau geschaffen, die voller Beharrlichkeit das Geheimnis um die mysteriöse Walzerkombination aufdecken will und hier sogar fast die Liebe zu ihrem Mann und ihrer Tochter aufs Spiel setzt. Im zweiten Handlungsstrang lernt der Leser den jungen jüdischen Italiener Lorenzo kennen, dessen liebenswertes Wesen aber vor allem sein trauriges Schicksal mich sehr berührt hat.  Diese beiden Erzählstränge wechseln sich bis zum Schluss immer wieder ab und führen letztlich zu einem spannenden, gekonnten und auch bewegenden Ende.  Einziger kleiner Kritikpunkt von mir ist, dass dieses Buch für mich rein gar nichts mit einem Thriller zu tun hat sondern allerhöchstes wenige Elemente dieses Genres beinhaltet.

„Totenlied“ von Tess Gerritsen ist ein spannendes, fesselndes und bewegendes Buch, welches durch die zum Teil enthaltenen Thriller-Elemente, gepaart mit dem authentischen geschichtlichen Hintergrund ein absolutes Lesevergnügen bereitet. Die andere Seite von Tess Gerristen gefällt mir wirklich gut und ich kann allen, die die Autorin auch fernab von Rizzoli & Iles kennen lernen möchten, das Buch nur wärmstes ans Herz legen. 

Das Buch kann hier bestellt werden:
http://www.randomhouse.de/Paperback/Totenlied/Tess-Gerritsen/Limes/e494446.rhd

Verlag: Limes (25. Juli 2016)
Taschenbuch, Klappenbroschur 320 Seiten
ISBN: 978-3-8090-2670-9

Zu Asche verbrannt von Arnold Clancy


Zum Inhalt:
Eigentlich sollte Alex Pedersen für seine beiden Kumpels vor dem Friedhof Schmiere stehen, damit diese sich an dem Buntmetall an den Gräbern bedienen können, so wie schon viele Male zuvor. Doch er wird von einem Unbekannten brutal niedergeschlagen, mit Benzin übergossen und angezündet. Seine beiden Freunde müssen miterleben, wie ihr Freund vor ihren Augen Opfer der Flammen wird. Der Fall ruft die beiden Ermittler Henrick Rudenko und Ernest Verhoef auf den Plan. Während ihrer Recherche finden sie heraus, dass der mysteriöse Tod eines Jungen vor zwei Jahren mit der Clique in Verbindung steht. Alle Mitglieder der Clique arbeiten auf demselben Schrottplatz, der Besitzer eine nebulöse Gestalt namens Kaltoft, Hat er die toten Jungen auf dem Gewissen, haben sie Dinge gesehen die sie nichts angehen und mussten deswegen ihr Leben lassen? Das nächste Brandopfer, wieder ein junger Mann aus dem gleichen Freundeskreis wie die Opfer zuvor,  wird gefunden. Doch was ist das Motiv des Mörders, wo liegt die Verbindung zu den Jungs? Für Rudenko und Verhoef wird es ein Wettlauf gegen die Zeit, sie müssen den Feuermörder finden, bevor die ganze Jungenqlique ausgelöscht wird…

„Zu Asche verbrannt“ von Arnold Clancy ist der Auftakt einer neuen Elbe-Krimireihe rund um die Ermittler Rudenko und Verhoef. Die Story beginnt gleich mit einem grausamen Mord und die Frage nach dem Täter beschäftigt nicht nur das Ermittlerteam. Arnold Clancy bietet dem Leser viele Verdächtige und setzt gekonnt falsche Spuren, was Spannung aufbaut und die Neugier des Lesers weckt. Tatsächlich tappte ich bis zum Ende des Buches völlig im Dunkeln, was den Mörder angeht. Sein Motiv ist einem Trauma aus früheren Zeiten geschuldet und aus der Sicht eines psychisch sehr angeschlagenen Täters auch irgendwie nachvollziehbar. Die detaillierten Beschreibungen des Autors was die Morde angeht haben mir gut gefallen. Ich mag es ja gerne wenn es in Krimis blutig und brutal zugeht. Die Charaktere der Protagonisten wären sicherlich ausbaufähiger gewesen. Keiner von ihnen war mir wirklich sympathisch. Von den Jungs hatte so gut wie jeder seinen Knacks weg. Kleinkriminelle mit durchweg negativer, gewaltbereiter Einstellung. Es fiel mir schwer hier Mitleid oder gar Verständnis aufzubringen. Lediglich Chris schien mir der Vernünftigste der Jungs zu sein, doch der Einfluss der anderen war größer, weshalb er immer wieder in alte Gewohnheiten zurückgeworfen wurde. Das Ermittlerteam war mir zu oberflächlich, zu wenig greifbar und ohne Tiefgang. Da es sich hier ja um den Auftakt einer Reihe handelt, sind diese Charaktere sicherlich noch ausbaufähig. Leider haben auch zahlreiche Schreibfehler das Lesevergnügen etwas getrübt. Hier wäre eine nochmalige Überarbeitung durch das Lektorat ratsam. Die Wahl des Covers erschließt sich mir überhaupt nicht, ich hätte es nie in Verbindung mit dem Titel und dem Inhalt gebracht. 

„Zu Asche verbrannt“ von Arnold Clancy ist ein vielversprechendes Krimi-Debüt mit viel Luft nach oben, denn dem durchaus spannenden und interessanten Plot hätten ein paar Seiten mehr sicherlich gut getan. Ein guter und flüssig zu lesender Schreibstil machten das Buch mit dem durchaus spannenden und interessanten Plot dennoch lesenswert, auch wenn dem Krimi ein paar Seiten mehr sicherlich gut getan hätte. Den Autor Arnold Clancy sollte man im Auge behalten.

Buch und Ebook können hier bestellt werden:
https://www.amazon.de/Zu-Asche-verbrannt-Kriminalroman-D-mitz/dp/3839127335/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=


Taschenbuch: 212 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (31. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3839127339

Mittwoch, 27. Juli 2016

Der unsichtbare Gast von Marie Hermanson


Zum Inhalt:
Die junge Schwedin Martina arbeitet in einem Hotel als Reinigungskraft, sie fühlt sich dort aber ausgenutzt und die Arbeit dort bringt sie oft an ihre körperlichen Grenzen. Andererseits ist sie aufgrund ihrer Lebenssituation auf den Job angewiesen und fügt sich ihrem Schicksal. Bis sie eines Tages ihre alte Freundin Tessan wieder trifft, die Martina mit auf Gut Glimmenäs nimmt. Herrin des Hauses ist die betagte Florence Wendman, die seit einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend in einer Scheinwelt lebt. Für Florence ist die Welt im Jahre 1943 festgefroren, sie und das ganze etwas verfallene und verwunschen wirkende Anwesen scheinen erstarrt wie in dem Märchen Dornröschen. Tessan arbeitet dort als Dienstmädchen und schon bald verlässt auch Martina ihr reales Leben und arbeitet künftig als Sekretärin für die alte Dame. Die Gutsherrin gibt Dinnerpartys zu denen nie jemand erscheint, schreibt Briefe die nie jemanden erreichen. Bald stoßen weitere junge perspektivlose Menschen dazu und alle werden zu Dienstboten für Florence, die den jungen Leuten damit unwissend ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen scheint, fernab von gesellschaftlichen Zwängen. Dann taucht eines Tages ein unbekannter Besucher auf, der die harmonische Welt der kleinen Wohngemeinschaft zum Wanken bringt und Gut Glimmenäs und seine Bewohner auf eine furchtbare Tragödie zusteuern lässt…


Bei dem Roman „Der unsichtbare Gast“ von Marie Hermanson wusste ich ehrlich gesagt nicht so wirklich was mich erwartet, denn man kann das Buch keinem direkten Genre zuordnen. Ein romantisches verträumtes Märchen welches gegen Ende fast zum Thriller wird umschreibt es eigentlich ganz gut. Ich war gefesselt vom Schreib- und Erzählstil der Autorin, die Art und Weise wie sie die Landschaft, Gut Glimmenäs und die Menschen die dort leben beschreibt und sie zum Leben erweckt, gaben mir das Gefühl vor Ort zu sein. Ich bin mir sicher, dass so etwas tatsächlich in unserer heutigen Zeit passieren könnte, es ist sicherlich nicht ungewöhnlich, dass jemand wie hier z.B. Andreas, mit zwei Hochschulabschlüssen keine Arbeit bekommt und sich dann entscheidet auszusteigen, weil ihm das soziale System vielleicht auch keine andere Wahl lässt.
Auch wenn die Story in den ersten zwei Dritteln eher so dahinplätschert, gibt es weder Längen noch kam Langeweile auf. Die Charaktere und Figuren die Hermanson erschaffen hat sind authentisch und menschlich und zum Teil gesegnet mit großer Wärme und Herzlichkeit.


„Der unsichtbare Gast“ von Marie Hermanson ist ein wunderschön erzählter, atmosphärischer Roman der gegen Ende des Buches durchaus mit Thriller-Elementen aufwarten kann. Mich hat das Buch verzaubert, beeindruckt und nachdenklich gestimmt und ich spreche sehr gerne eine absolute Leseempfehlung aus!



Das Ebook kann hier bestellt werden:
https://www.amazon.de/unsichtbare-Gast-Roman-Marie-Hermanson-ebook/dp/B00XCIAF5M/ref=tmm_kin_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=


Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (6. September 2015)
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 246 Seiten


Dienstag, 26. Juli 2016

Drei Wünsche von Tara Riedman


Zum Inhalt:
Die Geschäfts- und Karrierefrau Olivia Davis hofft auf eine Beförderung, die ihr im letzten Moment von ihrem ungeliebten Kollegen vor der Nase weggeschnappt wird. Auch ihr Privatleben findet Olivia eher frustrierend. Eines Tages erhält Olivia von ihrem verheirateten  Liebhaber Ben die Empfehlung, eine Wunderheilerin aufzusuchen.  In einem heruntergekommenen Haus mitten in der Anonymität der Großstadt Londons wird die junge Frau von einer zwielichtigen Alten, Madame Devaux empfangen, die ihr drei freie Wünsche abnimmt. Olivia ist mehr als skeptisch, doch als der erste Wunsch tatsächlich in Erfüllung geht, ist sie mehr als bereit den Preis für die beiden anderen Wünsche zu zahlen…

„Drei Wünsche“  von Tara Riedman ist ein Psychothriller der mir wirklich gut gefallen hat. Eine originelle und gut durchdachte Story. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen. Gut oder Böse, Freund oder Feind, das sind die Fragen, die sich die Protagonistin Olivia relativ schnell stellen und die daraus resultierenden Konsequenzen tragen muss. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Spannung Seite um Seite aufzubauen bis zu einem Ende, das man vermutet durchschaut zu haben und es dann doch ganz anders kommt als man glaubt. Olivia Davis war für mich von Anfang an keine Sympathieträgerin, ihr Egoismus und ihre Einstellung zur Not auch über Leichen zu gehen hat mich eher abgestoßen. Zu Madame Devaux war mein Verhältnis zwiegespalten, einerseits skrupellos in ihren Befehlen und doch irgendwie besorgt um diejenigen die ihr nahestehen. Andere Charaktere waren da schon eher sympathisch wie z.B. die alleinerziehende Anique, die mit ihrer Tochter am Existenzminimum lebt. Was mir leider etwas gefehlt hat, ist der Tiefgang der einzelnen Protagonisten, hierfür hätte es dem Buch gut gestanden, wenn es ein paar Seiten mehr gehabt hätte.

Mit ihrem Psychothriller „Drei Wünsche“ hat Tara Riedman einen wirklich spannenden Thriller geschrieben. Nach dessen Lektüre wird man sich dreimal überlegen, welche Wünsche man wirklich laut ausspricht, sie könnten ins Verderben führen…Lesenswert!

Das Buch kann hier bestellt werden:
https://www.amazon.de/Drei-W%C3%BCnsche-Psychothriller-Tara-Riedman/dp/3741240192/ref=cm_cr_arp_d_product_top?ie=UTF8

Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (19. Juni 2016)
Taschenbuch, 213 Seiten
ISBN: 978-1533603845

Sonntag, 24. Juli 2016

Sepsis - Verkommenes Blut von Ilona Bulazel


Zum Inhalt:
Die Kurstadt Baden-Baden wir von einer Serie brutalster Morde heimgesucht. Die Leichen wurden aufs grausamste verstümmelt und bizarr inszeniert. Hauptkommissar Rolf Heerse und sein Team werden mit dem Fall betraut und landen mit ihren Ermittlungen schnell in einer Sackgasse, gefundene Hinweise führen ins Leere, was die Suche nach dem Mörder mehr als erschwert. Heerse stößt bald auf menschliche Abgründe, dunkle Geheimnisse und krankhafte Begierden und die Ermittler befinden sich im Wettlauf gegen die Zeit, denn eins haben Heerse und sein Team schnell verstanden, wenn sie den Mörder nicht bald ausfindig machen, werden weitere grausame Morde  das beschauliche Baden-Baden in Angst und Schrecken versetzen…

Wow, mit „Sepsis – Verkommenes Blut“ hat die Autorin Ilona Bulazel genau meinen Geschmack getroffen.  Von  Beginn an ist man von der Story gefesselt, die einem nicht nur sofort mit einem grausamen und im Detail beschriebenen Mord schockt, sondern auch mit dem Wunsch belegt, so schnell wie möglich wissen zu wollen wie das Ganze ausgeht und den Leser somit regelrecht durch das Buch peitscht . Mir ist es auf jeden Fall so gegangen. Der Schreibstil der Autorin und die grausamen Beschreibungen der verstümmelten Leichen kamen mir sehr entgegen, sind aber definitiv nichts für Zartbesaitete, denn es werden Schädel gespalten, Menschen geschändet und es gibt viel Blutvergießen. Verschiedene Verdachtsmomente ließen auch mich immer wieder an der Identität des Mörders zweifeln, obwohl mein Gefühl den Mörder zu kennen immer das Richtige war. Einfach klasse! Hauptkommissar Heerse ist ein sympathischer und menschlicher Ermittler, dem man anmerkt, dass ihm die grausamen Taten schwer zu schaffen machen und er vermutlich deshalb auch immer wieder Hilfe bei einer alten Freundin und Psychologin sucht. Mehr will ich hier gar nicht verraten. 

Ilona Bulazels Thriller ist definitiv nichts für schwache Nerven, aber für mich war er zu 100% genau richtig! „Sepsis – Verkommenes Blut“  bietet perfekte Thriller-Unterhaltung die ich nur jedem Liebhaber dieses Genres wärmstens ans Herz legen kann!  

Hier kann das Buch oder Ebook bestellt werden:
https://www.amazon.de/Sepsis-Verkommenes-Psychothriller-Ilona-Bulazel/dp/1511584335/ref=cm_cr_arp_d_product_top?ie=UTF8

Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (3. April 2015)
Taschenbuch, 284 Seiten
ISBN: 978-1511584333



Eisenberg von Andreas Föhr


Zum Inhalt:
Dr. Rachel Eisenberg führt zusammen mit ihrem Noch-Ehemann Sascha eine angesehene und lukrative Münchner Kanzlei und lebt seit der Trennung von ihrem Mann alleine mit ihrer 13 jährigen, pubertierenden Tochter. Ein Mordfall, der in ihrem beruflichen Umfeld für Aufsehen sorgt, weckt ihr Interesse. Eine junge Frau wurde am Münchner Flaucher, ein Abschnitt an der Isar, brutal ermordet, der mutmaßliche Täter, ein Obdachloser! Rachel übernimmt die Pflichtverteidigung des Angeklagten und hofft nicht nur auf ein bisschen wirksame Medienpräsenz, die der Fall zwangsläufig mit sich bringt, sondern sieht in der Verteidigung des Obdachlosen auch eine gewisse Herausforderung. Doch beim ersten Zusammentreffen mit dem Verdächtigen ist Rachel Eisenberg geschockt und sprachlos. Der verwahrloste Obdachlose ist Heiko Gerlach, ein Mann den Rachel von früher kennt und mit dem sie sogar einige Zeit liiert war. Ist Heiko wirklich ein brutaler Mörder? Eisenberg stellt sich der Herausforderung und weiß bald nicht mehr, was oder wem sie glauben soll…

„Eisenberg“  ist der Auftakt einer neuen Krimireihe rund um die Rechtsanwältin Dr. Rachel Eisenberg. Der durch seine Alpenkrimis bekannte Autor Andreas Föhr wagt sich auf neues Terrain, was ihm meiner Meinung nach wirklich hervorragend gelungen ist. In zwei Handlungssträngen. Zum einen geht es darum, wie Rachel die Verteidigung für Heiko Gerlach aufbaut und hier auch ihre eigenen Ermittlungen und Recherchen durchführt, zum anderen wird von Leonora Shkodra und ihrer Tochter Valentina berichtet, die mit dem Auto auf der Flucht aus dem Kosovo sind und beobachtet und verfolgt werden. Man fragt sich als Leser wie diese beiden Handlungsstränge wohl zusammengehören, gibt es doch anfangs so gar keine Parallelen zwischen beiden Ereignissen. Ich kann versichern, dass Ende bringt die schlüssige und gelungene Aufklärung. Überhaupt ist der ganze Kriminalroman flüssig und wortgewandt geschrieben, die Schauplätze in München werden bildhaft dargestellt und die Spannung zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Story, was nicht zuletzt den vielen Wendungen und neuen Entwicklungen geschuldet ist. Mit der Hauptprotagonistin Dr. Rachel Eisenberg hat Föhr einen Charakter mit Ecken und Kanten geschaffen. Die leicht versnobte und im Erfolg schwimmende Rachel musste sich meine Sympathie erst verdienen, doch mit ihrem w
eichen Kern und ihrer Menschlichkeit, die sie ganze gerne mal hinter ihrer Sonnenbrille versteckt hält, konnte sie mich dann doch für sich einnehmen.

Komplex, spannend und abwechslungsreich gestaltet Andreas Föhr seinen neuesten Kriminalroman und macht ihn damit zum echten Pageturner. Das Ende lässt mich mehr als neugierig und voller Vorfreude auf die Fortsetzung zurück. Absolut lesenswert!

Das Buch kann hier bestellt werden:
http://www.droemer-knaur.de/buch/8848329/eisenberg

Verlag: Droemer Knaur (1. Juni 2016)
Klappenbroschur, 512 Seiten
ISBN: 978-3-426-65396-8



Samstag, 9. Juli 2016

Häusermord von Anni Bürkl


Zum Inhalt:
Revierinspektor Wolf Nowak ist zurück am Karmelitermarkt an dem er einst aufgewachsen ist. Gerade als er in seinem Lieblingscafé beim Frühstück sitzt, steht auf einmal die Installateurswitwe Else Molnar vor ihm und knallt dem „Wolferl“ einen Karton vor die Nase. Der Inhalt ist leider wenig erfreulich. Es handelt sich um einen abgetrennten Männerarm, den sie auf dem Dachboden in ihrem Wohnhaus gefunden hat. Doch wo ist der Rest der Leiche? Bei seinen Ermittlungen erfährt Nowak nicht nur von den krummen Machenschaften des neuen Hausbesitzers, der um die alten Mieter aus dem Haus zu vertreiben vor nichts zurückschreckt, er trifft auch seine alte Jugendliebe Antonia wieder die zusammen mit ein paar Punks das alte Wohnhaus besetzt und di er nach einem schrecklichen Missverständnis vor vielen Jahren für immer aus den Augen verloren hat. Nowak ist sich sicher, dass die Lösung im Zusammenhang mit dem alten Gründerhaus steht. Noch während seiner Recherchen verschwindet Antonia spurlos und gerät in tödliche Gefahr. Nowak läuft die Zeit davon… 

„Häusermord“ von Anni Bürkl ist mein erstes Buch der Autorin. Ich muss gestehen, ich hatte anfangs Mühe mich an den Schreibstil und die Wiener Sprache zu gewöhnen. Erst nach und nach nahm mich die Geschichte rund um den Karmelitermarkt und die Ermittlungen von Wolf Nowak gefangen. Die Story besticht nicht durch Hochspannung, so viel muss man wissen. Es sind eher die leisen Töne, die Anni Bürkl in ihrem Buch anschlägt. Es wirkt für mich eher wie eine wundervoll atmosphärische Stadtführung durch das neue Wien und die Sorgen der dort lebenden Menschen, in die ein Kriminalfall gebettet wurde. Bildhaft und anschaulich erzählt die Autorin von der österreichischen Hauptstadt, man kann die flirrende Hitze am Karmelitermarkt förmlich spüren und auch die Sorgen der Mieter im alten Gründerhaus sind lebensnah und authentisch dargestellt. Nowaks Charakter hat in mir zwiespältige Gedanken ausgelöst. Einerseits wirkt er sehr verschlossen, versteckt seine prägende Vergangenheit mit einer alkoholkranken Mutter und den dadurch resultierenden Aufenthalt in einem Kinderheim tief in seinem Inneren. Andererseits ist er fähig tiefe Gefühle zu empfinden, was ihn empfindlich und sensibel wirken lässt. Die Auflösung des Falles ist schlüssig, der Mörder irgendwie selbst ein Opfer und eine tragische Figur. 

„Häusermord“ von Anni Bürkl hat leider nicht zu 100% meinen Geschmack getroffen. Mir fehlte es an der für einen Kriminalroman typische Spannung, stellenweise war es sehr langatmig. Dennoch haben mich die bildhafte Atmosphäre und die Einblicke in die österreichische Hauptstadt beeindruckt. Eine Leseempfehlung für alle Wien-Liebhaber.

Das ebook kann hier bestellt werden:
https://www.amazon.de/H%C3%A4usermord-Ein-Fall-Wolf-Nowak-ebook/dp/B01FUPN23G

  • Verlag: Edition Texte & Tee (22. Juni 2016)

Veilchens Winter von Joe Fischler



Zum Inhalt:
Valerie Mauser, Spitzname Veilchen, wechselt von der Kripo Wien zum LKA und somit in ihre alte Heimat Tirol. Valerie hofft auf ein ruhigeres und einfacheres Leben in den Bergen. Doch weit gefehlt. Mehr oder weniger direkt nach der feucht- fröhlichen Willkommensfeier wird Valerie zum Landeshauptmann Hubertus Freudenschuss zitiert, mit dem sie sich erst vor wenigen Stunden mit Marillenschnaps verbrüdert hatte. Der Fall um den es geht ist äußerst delikat. Die kleine Tochter des russischen Oligarchen verschwindet während ihres Skikurses spurlos. Solch ein Fall darf im heiligen Tirol keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, weswegen Veilchen angewiesen wird, Undercover zu ermitteln. Dann taucht auch noch eine Leiche auf und Valerie Mauser ist auf einmal mitten in einem brisanten Fall, bei dem sie selbst mehr als einmal  ins Fadenkreuz gerät. Gut, dass ihr ehemaliger Kollege Stolwerk ihr zur Hilfe eilt…

„Veilchens Winter“ ist der Debüt-Alpenkrimi des Autors Joe Fischler.  Hier trifft Lokalkolorit und erfrischender Humor auf einen spannenden schlüssigen Krimi. Diese Mischung hat Joe Fischler meines Erachtens perfekt getroffen. Nicht zu kitschig lässt er örtliche Idylle und die österreichische Mundart mit in den Kriminalfall einfließen ohne dass dabei Langeweile  aufkommt bzw. Spannung verloren geht. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen.  Das Ende ist schlüssig und lässt alle Fäden perfekt zusammenlaufen.  Seite für Seite kommt der Leser zusammen mit Valerie Mauser nicht nur der Aufklärung des Falles immer näher, man erfährt auch nach und nach mehr über Veilchen und ihre Vergangenheit. Auch hier ist es dem Autor perfekt gelungen, die persönlichen Belange der Protagonistin nicht in den Vordergrund zu stellen. Valerie war mir von Anfang an sympathisch, eine nach außen wirkende unkomplizierte junge Frau, die aber eine große Bürde mit sich tragen muss. Witzig fand ich das kleine Teufelchen, welches immer auf ihrer Schulter mitagiert und ihre Handlungen kommentiert. Gut gefallen haben mir auch die Charaktere von Veilchens Namensgeber und Exkollegen Stolwerk, dieser scheint mir ein gemütlicher und gutmütiger Mann zu sein, auf dessen Freundschaft sich Valerie stets verlassen kann. Auch mit dem neuen Kollegen und Computerspezialisten Schmatz hat Joe Fischler einen sympathischen Charakter gezeichnet.

Mit „Veilchens Winter“ ist Joe Fischer ein tolles Debüt gelungen. Erfrischender Humor und ausreichend Spannung sorgen für beste Krimiunterhaltung. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil und auf ein Wiedersehen mit Veilchen und Stolwerk. Auch wer sich normalerweise von Alpenkrimis abgeschreckt fühlt, sollte hier doch einen Blick ins Buch riskieren. Ich jedenfalls gebe gerne eine Leseempfehlung!

Das Buch kann hier bestellt werden:
http://www.haymonverlag.at/page.cfm?vpath=buchdetails&titnr=967

Haymonds Verlag (12. Januar 2015)
Taschenbuch, 288 Seiten (mit abgerundeten Ecken, voll cool! :-) 
ISBN: 978-3-85218-967-3


Herb - Die Wahrheit tut weh von L.C. Frey und Paul Anger

Klappentext:
Als Ex-Polizist Herb glaubt, die Freundin seines kleinen Bruders Donnie im Park mit einem anderen zu sehen, beschließt er, der Sache in bester Cop-Manier auf den Grund zu gehen. 
Herbs Verdächtigungen geraten zunehmend außer Kontrolle, als er das Mädchen gefangen nimmt, um sie im Keller seines Hauses zu verhören. Während Herbs Ehefrau nichts von den eskalierenden Grausamkeiten ahnt, die im Keller des Familienhauses vor sich gehen, sucht Donnie verzweifelt nach seiner verschwundenen Freundin. Doch Psychopath Herb stößt auf einen Verrat, der noch viel tiefer geht … 

HINWEIS: Enthält verstörende Szenen expliziter Gewaltdarstellung und vulgäre Sprache. Empfohlen für nervenstarke Leser. 

Zum Inhalt:
Vor drei Jahren verlor der Cop Herb bei einem durch ihn verschuldeten und missglückten Polizeieinsatz nicht nur seinen Partner, sondern vermutlich auch irgendwie sich selbst. Übrig blieb ein kaputtes Bein, ein fehlendes Auge und schließlich der Rest von Herb, ein sadistischer Psychopath und wahrer „Glücksgriff“ für seine Frau Marjorie. Herb projiziert seinen Hass von da an nicht nur gegen gesamtes Umfeld, sondern vor allem gegen Asiaten, denn Schuld an all dem „Scheiß“ sind natürlich nur die verdammten „Schlitzaugen“. Das Schicksal nimmt seinen nicht ganz so schönen Lauf, als Herbs kleiner Bruder Donnie seine neue Freundin vorstellt. Es ist eine Asiatin und Herb glaubt, ihr Gesicht schon irgendwo mal gesehen zu haben…

Auf „Herb“ von dem Autorenduo L.C. Frey und Paul Anger hab ich mich total gefreut, hat mich doch der Thriller „Totgespielt“ von L.C. Frey völlig begeistert. Doch leider bin ich etwas enttäuscht, denn die Thriller-Aspekte als auch die Story an sich sind etwas dünn, genauso wie das Buch mit seinen schmalen 172 Seiten. Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig und die sehr derbe Wortwahl ist mehr als passend, denn das Hauptaugenmerk wird ganz klar auf den Protagonisten Herb gelegt. Herb ist ein absoluter Psychopath! Pervers, asozial, gewalttätig, ein absoluter „Sympathieträger“ also. In seinem Keller Pornos schauen, seinen Bruder demütigen und seine Frau Marjorie verprügeln sind seine allerliebsten Hobbys. Dann fühlt sich Herb wie der König der Welt. Naja gut, Marjorie, die etwas aus der Form geratene ehemalige Schönheitskönigin, steht allerdings drauf und mein anfängliches Mitleid mit ihr hielt sich dann ganz schnell in Grenzen. 

„Herb“ von L.C. Frey und Paul Anger ist kein Buch welches mit seiner Story punkten kann. Doch wenn man hier nicht zu viel erwartet und sich voll und ganz auf den Protagonisten als Feindbild einlässt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so oft das Wort „Scheiße“ gelesen habe wie in diesem Buch! Ätzend, brutal, derb – Herb!  Ich wünsche mir für das nächste Projekt des Autorenduos auf jeden Fall mehr Thrill, mehr Handlung und vor allem, überrascht mich bitte! 

Das Buch kann hier bestellt werden:
https://www.amazon.de/Herb-Thriller-L-C-Frey/dp/1534675566/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=

  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (14. Juni 2016)
  • Taschenbuch, 172 Seiten
  • ISBN: 9781534675568